Die Grafschaft

Zur Geschichte der Grafschaft Rietberg

 

Im Jahr 2014 konnte Rietberg, in einer Urkunde vom 10. Oktober 1289 erstmals als Stadt genannt, sein 725-jähriges Stadtjubiläum feiern. Die Stadtwerdung ist eng mit der Bildung der Grafschaft Rietberg durch die Erbteilung der Arnsberger Grafen Gottfried III. und Konrad I. im Jahre 1237 verbunden. Die schon im 11. Jh. bestehende Burg Rietberg wurde Residenz des nach ihr benannten neuen Territoriums, die dort bestehende Siedlung zur gleichnamigen Landeshauptstadt Rietberg ausgebaut.

Die Grafschaft Rietberg erstreckte sich seit dem Hochmittelalter auf einer Fläche von ca. 215  km² und bestand neben der Residenzstadt Rietberg aus den Kirchdörfern Mastholte, Neuenkirchen, Verl und dem erst 1743 gegründeten Kaunitz. Hinzu kamen zwölf Bauerschaften und eine große herrschaftlichen Waldung, genannt die „Holte“, wo Anfang des 17. Jh. am Ort eines zerstörten festen Hauses das gräflich-rietbergische Jagdschloss zur Holte (Schloss Holte) errichtet wurde.

Mit dem Tod von Johann II. Graf von Rietberg im Jahre 1562 endete die Herrschaft des gräflichen Hauses Arnsberg. Die Grafschaft fiel 1577 an das ostfriesische Haus Cirksena und gelangte 1699 durch Heirat an das mährisch-tschechische Grafengeschlecht Kaunitz. Das erst 1623 im Stil der Renaissance ausgebaute Schloss Rietberg verlor seine Funktion als Residenz, da sich die regierende Landesherrschaft im 18. Jahrhundert überwiegend in im tschechischen Austerlitz oder Brünn, aber auch am kaiserlichen Hof in Wien aufhielt.

Das Haus Kaunitz-Rietberg stattete seine westfälische Grafschaft mit bedeutenden Institutionen (Gymnasium Rietberg, Kirchspiel Kaunitz) und Barockbauten (Johanneskapelle) aus. Aus der Ehe der Rietberger Erbgräfin Maria Ernestine Franziska mit Graf Maximilian Ulrich von Kaunitz ging der 1764 von Kaiserin Maria Theresia in den erblichen Fürstenstand erhobene Staatskanzler Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg (1711-1794) hervor. Damit wurde 1746 ein Staatsmann von europäischem Rang Rietberger Landesherr. Kaunitz bescherte der Emsgrafschaft ein beispielhaftes politisches, wirtschaftliches und soziales Reform- und Modernisierungsprogramm aus dem Geist des aufgeklärten Absolutismus.

Mit der Franzosenzeit kam 1807 das Ende der selbstständigen Grafschaft Rietberg. Auf dem Wiener Kongress von 1815 wurden die Ämter (Kantone) Rietberg und Neuenkirchen (seit 1838 Verl, damals noch mit Liemke und Schloß Holte) zu einem Teil des Königreiches Preußen. Im Jahre 1822 erwarb der Osnabrücker Kaufmann und Frühindustrielle Friedrich Ludwig Tenge (1793-1865) den ehemals gräflichen Besitz mit allen verbliebenen herrschaftlichen Rechten. Seit 1946 gehören die heutigen Städte Rietberg, Verl und Schloß Holte-Stukenbrock zu Nordrhein-Westfalen.